Zitat aus dem Buch "Medizin ohne Maß?"

von Prof. Dr. Giovanni Maio

(Kapitel 6: vom Wert des Alters / das Verhältnis der Angewiesenheit)

… „Alte Menschen möchten nicht nur gut versorgt sein, sie möchten, dass man sie als wertvolle Menschen anerkennt und ihnen Achtung und Hochgefühl entgegenbringt. Dass viele alte Menschen keinen Zugang mehr zu diesen Gefühlen finden, liegt nicht zuletzt auch daran, dass man die Altenpflege, wie die Pflege überhaupt, immer mehr als >personennahe Dienstleistung< begriffen hat, bei der es eben um das Versorgen geht und nicht um den menschlichen Kontakt, um die Begegnung zweier Menschen. Alte Menschen brauchen nicht nur eine funktionierende Pflege, die gelernt hat, wie man am effektivsten Körperpflege betreibt, sondern sie brauchen vor allen Dingen Persönlichkeiten, die sich für sie interessieren und die bei aller notwendigen Pflege ihnen gegenüber zum Ausdruck bringen können, dass sie als wichtige und unverwechselbar interessante Menschen betrachtet werden. Eine Stoppuhr-Pflege die mehr Zeit damit verbringt, zu dokumentieren, wie lange sie gebraucht hat, um einen Menschen zu waschen, und die beim Waschen schon an den nächsten Patienten denkt, der schon längst drankommen müsste, versorgt vielleicht gut, aber sie verlernt, den Menschen wirklich zu begegnen. Und diese gepflegten Menschen werden sich unweigerlich als Last empfinden, als Menschen, die anderen nur Arbeit machen.“

… „Der alte Mensch hat uns viel zu sagen. Wir müssen nur bereit sein, ihm eine Stimme zu geben.“

(mit Erlaubnis des Autoren)